Sonntag, 17. Juni 2012

Weblogs im Unterricht

Weblogs werden derzeit vor allem im Hochschulbereich eingesetzt. Studien verdeutlichen die Chancen dieser Technologie. So berichten arabische Wissenschaftler von einer Studie mit Studentinnen eines englischsprachigen Bachelorprogrammes, welche im Rahmen eines Seminars Kursblogs und individuelle Blogs führten. Verbesserte Englischkenntnisse, tiefgründigere Reflexion über das Themengebiet und verbesserte Analysekenntnisse der Beteiligten wurden herausgestellt. Warum sollte die Einbindung in der Schule nicht auch möglich sein?
Ein Forschungsbericht der Universität  Salzburg berichtet über Einsatzmöglichkeiten von Weblogs im Fremdsprachenunterricht. In den beschriebenen Szenarien setzt man vor allem auf die Unterstützung der Lese- und Schreibkompetenz.

Bei Weblogs handelt es sich um häufig aktualisierte Internetseiten, die relativ einfach durch spezielle Software erstellbar sind. Charakteristisch sind vielfältige Vernetzungsmöglichkeiten. Etwa verfügt jeder Eintrag über einen Permalink, die Posts sind kommentierbar, eine Blogroll verweist auf weitere Weblogs und RSS-Feeds informieren die Leserschaft über neue Beiträge.

Im Unterricht können die Blogs sowohl von der Lehrkraft, als auch von den einzelnen Lernenden oder der gesamten Klasse geführt werden. Denkbar sind folgende Einsatzszenarien:

1. Themenblogs: Die SchülerInnen sammeln Links bzw. Informationen zu einem bestimmten Thema, etwa zu einer Stadt in Deutschland, deutschen Filmen oder Musikern.

2. Der Weblog als "Zeitung": Die SchülerInnen fassen Beiträge zu verschiedenen Themen aus deutschsprachigen Zeitschriften oder Online-Journalen zusammen. Die Themenpalette kann dabei breit gefasst sein oder entsprechend der Interessen der Lernenden eingegrenzt werden.

3. Der Vokabelblog: Die Lernenden führen einen Blog, in welchem sie neue Vokabeln auflisten und jeweils Bilder/Sätze/Sprichwörter dazu festhalten.

Besonders interessant finde ich die Vorschläge zum kollaborativen Schreiben. Ein Blog, in dem Lehrende (oder die Schülerschaft) regelmäßig Bilder einstellen, kann durch die Nutzung der Kommentarfunktion die Schreibkompetenz verbessern (Fotoblog). In diesem Fall stehen die Fotos in keinem direkten Zusammenhang. Bei einem Bildergeschichtenblog ist das anders: Dabei veröffentlicht der Lehrende in Abständen Bilder, welche alle zusammen schließlich eine Geschichte ergeben. Die Lernenden schmücken diese entsprechend aus. Auch Gedichte können auf diese Art entstehen (Gedichteblog) oder Dokumentationen über die Vorbereitung einer Studienreise oder eines geplanten Festes.
Ob Themenblog, Vokabelblog oder Gedichteblog - die Kommunikation erfolgt bei diesen Einsatzszenarien hauptsächlich zwischen SchülerInnen und Lehrkräften. Ist es aber auch möglich Kontakte mit der Außenwelt - also dem Zielsprachenland - anzuregen? Der Beitrag liefert dazu einige Vorschläge. Das persönliche Tagebuch einer fiktiven und im Zielsprachenland lebenden Person kann die "Außenkommunikation" ebenso unterstützen, wie Blogs über Themen, die im Zielsprachenland auf Interesse stoßen könnten. So kann es für italienischsprachige Lernende einer Hotelfachschule Aufgabe sein, auf Deutsch Rezepte der italienischen Küche darzustellen. Weiterhin können Lernende auch Blogposts von externen Personen kommentieren und so mit ihnen in einen Diskurs eintreten.

Alle Einsatzszenarien unterstützen den Kompetenzerwerb und die SchülerInnen nutzen die Fremdsprache aktiv. Gleichzeitig ist von ihnen aber eine hohe Arbeitsbereitschaft und Disziplin gefordert.

Literatur:
  • Mokhtar, I.A., Al Bustami, G. & Elnimeiri, A. (2009). Use of Weblogs by Non-native EL students: A case study in the UAE. In T. Bastiaens et al. (Hrsg.), Proceedings of World Conference on E-Learning in Corporate, Government, Healthcare, and Higher Education 2009 (S. 3370-3375). Chesapeake, VA: AACE.
  • Universität Salzburg (2005). Internet-Fremdsprachen-Didaktik an und für Sprachzentren.  Qualitätskriterien bzw. Modelle für den Einsatz des Internets im Lernprozess von Fremdsprachen. Verfügbar unter: http://www.uni-salzburg.at/pls/portal/docs/1/288125.PDF [12.05.2012].

2 Kommentare:

  1. Hallo Anita,
    auch ich beschäftige mich mit möglichen Einsatzmöglichkeiten von Blogs im Fremdsprachenunterricht. Interessant fand ich hierzu die Studie "Promoting intercultural exchanges with blogs and podcasting" von Lina Lee (2009). Sie stellt ein Projekt vor, in dem spanische und amerikanische Studierende ein Weblog (und auch Podcast) Projekt gemeinsam realisieren. Ich halte es für unterstützenswert, solche Tandemprojekte im Interesse eines auch interkulturellen Austausches beim Fremdsprachzenlernen weiter zu befördern.
    Viele Grüße und viel Erfolg weiterhin.
    Quelle: http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/09588220903345184

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    1. Hallo Tina,
      danke für deinen Kommentar und den Literaturtipp. Tandemprojekte finde ich persönlich auch sehr interessant. Über den Fremdsprachenunterricht hinaus hat man auch in anderen Fächern Chancen des Bloggens festgestellt. So berichten Althauser und Jones von der erleichterten Kontaktaufnahme mit Eltern und SchülerInnen. Blogs können als Diskussionsraum dienen, Möglichkeiten zur Verbesserung der Lese- und Schreibkompetenz bieten, Hilfsmittel für den Unterricht bereitstellen und diejenigen SchülerInnen zur Teilnahme anregen, die im Klassenraum eher zurückhaltend sind.
      LG und dir auch viel Erfolg,
      Anita

      Literatur:
      Althauser, K. & Jones, P. (2012). Preparing Teachers for 21st Century Skills: Using Blogs to Support Students in Learning Math and Encourage Teacher-Student-Parent Communications. In P. Resta (Ed.), Proceedings of Society for Information Technology & Teacher Education International Conference 2012 (pp. 4338-4344). Chesapeake, VA: AACE.
      Retrieved from http://www.editlib.org/p/40297.

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